Situation
Die Stadt Frankfurt plant, das nördliche Mainufer menschenfreundlicher zu machen. Dazu bedient sie sich bisher temporärer Straßensperrungen für den Autoverkehr, Stadtmöblierungen und Veranstaltungen. Es wird, auch mittels Bürgerbeteiligung, nach Ideen gesucht, wie der nördliche Mainkai belebt werden
könnte.
Meine Evaluation
Am innerstädtischen, nördlichen Mainufer Frankfurts herrscht eine Atmosphäre der Unwirtlichkeit, Ödnis und Trostlosigkeit. Gegen
Sonne oder Regen gibt es kaum Schutz, bei Dunkelheit wirkt der Ort unbelebt und prekär. Die Sockelgeschosse der angrenzenden
Wohnbebauung sind als Überflutungsschutz hermetisch zum Straßenraum hin geschlossen. Es gibt keine Fenster, keine Türen, keine Läden, keinen Kiosk, kein Licht und damit auch keinerlei Leben und
Aufenthaltsgründe auf den Flächen entlang des Ufers. Mitten durch den schönsten Platz am Leonardsbrunnen, an dem 5 alte Platanen
stehen, verläuft eine Eisenbahnlinie, die täglich ca. 2-3 Mal befahren wird. Der Eiserne Steg und der Bootsanleger
ziehen tagsüber Touristen in großer Zahl an, die Uferpromenade wird an Wochenenden und bei schönem Wetter stark frequentiert. Einheimische meiden dieses Herzstück Frankfurts
kategorisch.
Mein Fazit
Weder Möblierung, noch Bepflanzung, noch Sperrung für den Autoverkehr oder temporäre Veranstaltungen sind in der Lage, hier eine substanzielle Belebung herbeizuführen.
Sie alle hätten Strohfeuercharakter. Das Ufer muss immer wieder aufs Neue mit
»Erlebnissen« oder Maßnahmen künstlich am Leben gehalten werden. Eine dauerhaft vitale Atmosphäre kann hier nur entstehen, wenn das
Nordufer zu beiden Seiten des Eisernen Stegs hinreichende und anhaltende Aufenthaltsgründe liefert, und zwar für Gäste wie für Einheimische. Die Frage danach, wie der Mainkai zukünftig aussehen soll, zielt auf rein kosmetische Antworten und ist daher falsch gestellt.
Mein Impuls
Der Hebel ist anzusetzen an der Frage, wie und von wem der Mainkai wann und in welcher Weise genutzt werden soll und kann. Es bedarf einer Nutzungsänderung, um die
vorherrschende Atmosphäre der Ödnis im Kern zu brechen. Die Einrichtung eines permanenten Marktgeschehens (à la Viktualienmarkt München) bietet hierzu eine einmalige Chance. Kaum
eine andere Nutzung schafft auf einen Schlag derart umfassende Aufenthaltsgründe, Begegnungs- und zugleich Schutzbereiche für Bürger wie für Gäste. Ein permanenter Markt löst die
atmosphärischen Hauptprobleme dieses Ortes, und zwar dauerhaft. Das erfordert tiefgreifende Strukturänderungen. Eisenbahnlinie und Bootsanleger müssen zur Disposition stehen.
Eine weitläufige Freitreppe am Eisernen Steg, ein Brunnen an der Leonardskirche und fliegende Bauten für hiesiges Kunsthandwerk sind in Verbindung mit einer Marktsituation geeignet, dem
Ufer ein neues Gesicht zu geben und als starke Hebel für urbane Attraktivität und vitale Stimmung zu wirken.
Wettbewerbsteilnahme zur Gestaltung des nördlichen Mainufers in Frankfurt, ausgestellt und ausgelobt im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt.
Sie möchten mit mir sprechen? Das Erstgespräch ist unverbindlich und kostenlos.
Bea Dieker
Steinlestraße 1
60596 Frankfurt
+49 175 58 00 787
Auf Formulierungen in geschlechtsneutraler Sprache verzichte ich, selbstverständlich sind alle Menschen gemeint.